Korruption (lateinisch corruptus ‚bestochen‘) im juristischen Sinn ist der Missbrauch einer Vertrauensstellung in einer Funktion in Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Politik oder auch in nichtwirtschaftlichen Vereinigungen oder Organisationen (zum Beispiel Stiftungen), um einen materiellen oder immateriellen Vorteil zu erlangen, auf den kein rechtlich begründeter Anspruch besteht. In einer weiter gefassten Definition bedeutet Korruption auch „moralische Verdorbenheit“.
Grasping Officials and Filthy Mandarins | 贪官污吏 | tan3guan1wu1li4
Korruption wird ins Chinesische als fu3bai4 | 腐败 übersetzt, was wortwörtlich soviel wie <Versagen aufgrund von Verrottung> bedeuten kann. Ein anderer nicht weniger passender Ausdruck für Korruption ist 贪污 | tan3wu1 | verdorben durch Gier, welcher mir mehr im Ohr liegt, da ich nicht selten verdrossene Arbeitskollegen sagen höre 都被政府污贪了 | alles von der Regierung verprasst.
Der deutsche Politikwissenschaftler Sebastian Heilmann beschreibt drei Arten der Korruption mit der etwas erstaunlichen Schlussfolgerung, dass man gewissen Formen von Korruption nicht nur als direkter Empfänger etwas Positives abgewinnen kann. So ist das rasante Wirtschaftswachstum einiger Länder Fernostasiens wie etwa Südkorea und China darauf zurückzuführen, dass Korruption in Form einer Dividendenabgabe stattfindet.
Die Dividendeneintreibung, so schreibt Heilmann, ist eine Nebenerscheinung wachstumsfördernder Wirtschaftspolitik, die es höherrangigen politischen Akteuren erlaubt, Teile des Profis prosperierender Privatunternehmen einzufordern. Hier werden gleichsam politisch-administrative Regeln, Maßnahmen und Leistungen, die es nicht-staatlichen Unternehmen erlauben, Profite zu machen, getauscht gegen einen Anteil an den Profiten dieser Unternehmen. Durch eine solche Dividenden-Abführung entstehen starke Anreize für politische Akteure, eine Wirtschaftsregulierung zu betreiben, die zu produktiven Tätigkeiten und unternehmerischer Expansion ermuntert. Die Kompensation korrupter Politiker wird auf diese Weise an die Entwicklung der Unternehmensprofite gekoppelt. Transferzahlungen von Unternehmen an politische und bürokratische Patrone lassen sich in diesem Kontext als Form der Gewinnbeteiligung und Dividendenausschüttung verstehen. Der Dividendeneintreibung stellt Heilmann die „klassischen“ Formen der Korruption gegenüber, und zwar die konfiskatorische Korruption, welche den systematischen Diebstahl öffentlicher Vermögenswerte, Konsum und Export von Vermögenswerten, beinhaltet, sowie die organisierte Kriminalität, welche sowohl als konfiskatorische Korruption wie auch als Dividendeneintreibung auftreten und bis hin zur Privatisierung des Staates gehen kann.
Heilmanns Kategorisierung von Korruption betrachtet den Fluss von Vermögenswerten hinsichtlich verschiedener Faktoren, die ich nochmals zusammenfassen will. Rechtlich betrachtet beschreibt Korruption eine zweckwidrige Nutzung zweckgerichteter Vermögenswerte. Abgaben von Rechtssubjekten eines Staatsgebildes, die bestimmt sind vom Rechtssubjekt an das Staatsgebilde zu fließen, um dort für einen von der Staatsorganisation zumeist in Form von Gesetzen bestimmten Zweck zum Allgemeinwohl eingesetzt zu werden, werden von natürlichen Personen empfangen oder konsumiert und können somit dem gesetzlich intendierten Zweck nicht dienen. Ist der gesetzlich intendierte Zweck jedoch immer auch jener Einsatz von Vermögenswerten, der einer Volkswirtschaft den größten Nutzen bringt? Wie viel Flexibilität lassen Abgabengesetze zu? Wie viel volkswirtschaftliches Verständnis hatte der Gesetzgeber bei der Erlassung der betreffenden Norm?
Ökonomisch betrachtet erfährt das Allgemeinwohl durch Korruption einen Schaden; ist der definierte Zweck soziale Umverteilung, erfährt das Individuum einen Schaden, weil es nicht in den Genuss dieser Umverteilung kommt. Grundsätzlich glaubt man, dass jede Form der Korruption volkswirtschaftlich entwicklungsschädlich ist. Die Beispiele Fernostasiens zeigen jedoch, dass die gesetzeswidrige Widmung von Vermögenswerten volkswirtschaftlich vorteilhafte Ergebnisse zeitigen kann. Ist hierdurch ein Freibrief für korrupte politische und administrative Entscheidungsträger erstellt? Sind Unternehmer mit ausgeprägtem Finanzverstand, die eine höhere Rendite in einer Bestechungszahlung als in einer gesetzeskonformen Steuerabgabe sehen, vom Vorwurf der Korruptionsleistung freizusprechen?
Folgt man ausschließlich dieser rechtlich-ökonomischen Betrachtungsweise, so ist Korruption als spontanem und effizientem Wirtschaftsakt wirklich etwas abzugewinnen. Es muss aber ein weiterer Faktor einfließen, der für mich ausschlaggebend ist, Korruption radikal abzulehnen: Chancengleichheit. Egal ob man diese mit Pierre Bourdieus Gesellschaftstheorie oder Michael Walzers rechtsphilosophischer Theorie der Spheres of Justice argumentiert, Korruption vermindert Chancengleichheit.
Ich bin zwar der Überzeugung, dass unser Leben von einer unsichtbaren Hand gelenkt wird, die Ungleichheiten oft auszugleichen sucht, jedoch kann diese Kraft, die sich des menschlichen Bewusstseins entzieht, eingefahrene, starre und verdorbene Gesellschaftssysteme nicht gänzlich aushebeln. Es bedarf gesellschaftlicher Ordnungen, die Chancengleichheit fördern. Dies hat Niall Ferguson eindrucksvoll in Civilization dargelegt, wo er die langfristige Entwicklung einer Gesellschaft von sechs killer applications abhängig macht: work ethics, medicine, consumerism, competition, science and democracy. Gesellschaftliche Ordnungen können volkswirtschaftliche Entwicklung fördern. Ohne Zweifel. China ist ein gutes Beispiel dafür. Was ich jedoch in Fergusons Analyse vermisse ist die moralische Ordnung im Individuum. Eine nachhaltige Entwicklung einer Gesellschaft braucht beides, eine gesellschaftliche Ordnung von Außen und eine moralische Ordnung von Innen. Dass es vielen Chinesen – jedoch nicht nur diesen - gerade an dieser moralischen Ordnung mangelt, wurde jüngst in einem Zeit-Artikel gut erfasst.
Wie man diese siebte killer application bezeichnen soll, daran werden sich die Geister spalten. Piety? Morals? Virtue? Integrity? Es ist nicht verwunderlich, dass offensichtlich atheistische Wissenschaftler wie Ferguson diesen ausschließlich im Individuum zu fördernden Aspekt ausblenden, da sie sich mit dem schwammigen Gebiet der Religiosität (im Gegensatz zur Menschheitsgeißel Religion), mit der Psychologie des Gutmenschen und mit Neurobiologie auseinandersetzen müssten. Hierbei auf klare Schlussfolgerungen zu kommen, stellt selbst einen Universalgelehrten wie Ferguson vor offenbar unüberwindbare Hürden. Wahrscheinlich hat er diese Hürde jedoch nicht wahrgenommen, ansonsten wäre sie sicherlich in Civilization angesprochen worden.
Die Lektüre von Daniel Goldmans Büchern Emotional Intelligence und Working with Emotional Intelligence bringen hierzu wichtige Informationen. Mir scheint, dass moralische Konzepte wie Respekt gegenüber dem Mitmenschen, Verantwortung gegenüber meinem Nächsten, egal ob hierarchisch unter- oder übergeordnet, ihre Wurzeln nicht in einer gesellschaftlichen Ordnung haben, so wie wir sie heute als Verfassung eines Staates oder in Form eines Rechtssystems verstehen. Sie sind wohl eher in Familien und Schulen zu suchen, wo man heranwachsende Menschen auf ein Leben in scheinbarer Unabhängigkeit als Erwachsener vorbereitet. Im Folgenden sei daher auch ein Blick auf das chinesische Bildungssystem geworfen, wo man zwar auf science großen Wert legt, aber morals wenn überhaupt nur durch das Lesen von parteipolitisch getrimmten Marxismus Texten gestreift wird. Ebenso muss die Stellung der Familie innerhalb der Gesellschaft genauer betrachtet werden, die als Nukleus des menschlichen Zusammenlebens wichtige Weichen für die Gesellschaft als Ganzes betrachtet stellt. Sowohl Familie wie auch Bildungssystem geben wichtige Rückschlüsse auf die Essenz der Korruption in der chinesischen Gesellschaft.
Transparency International definiert Korruption kurz und prägnant als Missbrauch anvertrauter Macht zum privaten Vorteil. Eine Ausnutzung (öffentlicher) Positionen zum privaten Vorteil ist gemeinwohlwidrig. Lin Yutang war bekannt dafür humorvolle Kritik an chinesischen Beamten zu üben. Although you are an official, you still look like a man ist eine der Bemerkungen, welche er in seinem seit 1932 in Shanghai alle zwei Monate erscheinenden Magazin Analects abdruckte. Er unterschied also zwischen Menschen und Beamten gleichsam als wären es zwei Arten von Wesen nicht von ein und derselben biologischen Gattung. Oder sollte man besser sagen, zwei Wesen unterschiedlicher ökonomischer Gattung?
Nach mehreren Jahren beruflicher Erfahrung sowohl im öffentlichen, halböffentlichen wie auch privaten Bereich, hat bei mir nichts einen größeren Eindruck hinterlassen als die jeweiligen systemimmanenten ökonomischen Unterschiede. Mein erster fixer Arbeitsvertrag machte aus mir im ökonomischen Sinne einen Erwachsenen obwohl ich bereits einige Jahre die gesetzliche Volljährigkeit hinter mir gelassen hatte. Ich war zu einem hohen Grad unabhängig geworden und erkannte, dass mit dem Hinauszögern des Eintritts in das Arbeitsleben durch einen immer länger dauernden Bildungsweg, der junge Mensch in einem wichtigen Aspekt des Erwachsenwerdens zurückbleibt.
Grasping Officials and Filthy Mandarins | 贪官污吏 | tan3guan1wu1li4
Korruption wird ins Chinesische als fu3bai4 | 腐败 übersetzt, was wortwörtlich soviel wie <Versagen aufgrund von Verrottung> bedeuten kann. Ein anderer nicht weniger passender Ausdruck für Korruption ist 贪污 | tan3wu1 | verdorben durch Gier, welcher mir mehr im Ohr liegt, da ich nicht selten verdrossene Arbeitskollegen sagen höre 都被政府污贪了 | alles von der Regierung verprasst.
Der deutsche Politikwissenschaftler Sebastian Heilmann beschreibt drei Arten der Korruption mit der etwas erstaunlichen Schlussfolgerung, dass man gewissen Formen von Korruption nicht nur als direkter Empfänger etwas Positives abgewinnen kann. So ist das rasante Wirtschaftswachstum einiger Länder Fernostasiens wie etwa Südkorea und China darauf zurückzuführen, dass Korruption in Form einer Dividendenabgabe stattfindet.
Die Dividendeneintreibung, so schreibt Heilmann, ist eine Nebenerscheinung wachstumsfördernder Wirtschaftspolitik, die es höherrangigen politischen Akteuren erlaubt, Teile des Profis prosperierender Privatunternehmen einzufordern. Hier werden gleichsam politisch-administrative Regeln, Maßnahmen und Leistungen, die es nicht-staatlichen Unternehmen erlauben, Profite zu machen, getauscht gegen einen Anteil an den Profiten dieser Unternehmen. Durch eine solche Dividenden-Abführung entstehen starke Anreize für politische Akteure, eine Wirtschaftsregulierung zu betreiben, die zu produktiven Tätigkeiten und unternehmerischer Expansion ermuntert. Die Kompensation korrupter Politiker wird auf diese Weise an die Entwicklung der Unternehmensprofite gekoppelt. Transferzahlungen von Unternehmen an politische und bürokratische Patrone lassen sich in diesem Kontext als Form der Gewinnbeteiligung und Dividendenausschüttung verstehen. Der Dividendeneintreibung stellt Heilmann die „klassischen“ Formen der Korruption gegenüber, und zwar die konfiskatorische Korruption, welche den systematischen Diebstahl öffentlicher Vermögenswerte, Konsum und Export von Vermögenswerten, beinhaltet, sowie die organisierte Kriminalität, welche sowohl als konfiskatorische Korruption wie auch als Dividendeneintreibung auftreten und bis hin zur Privatisierung des Staates gehen kann.
Heilmanns Kategorisierung von Korruption betrachtet den Fluss von Vermögenswerten hinsichtlich verschiedener Faktoren, die ich nochmals zusammenfassen will. Rechtlich betrachtet beschreibt Korruption eine zweckwidrige Nutzung zweckgerichteter Vermögenswerte. Abgaben von Rechtssubjekten eines Staatsgebildes, die bestimmt sind vom Rechtssubjekt an das Staatsgebilde zu fließen, um dort für einen von der Staatsorganisation zumeist in Form von Gesetzen bestimmten Zweck zum Allgemeinwohl eingesetzt zu werden, werden von natürlichen Personen empfangen oder konsumiert und können somit dem gesetzlich intendierten Zweck nicht dienen. Ist der gesetzlich intendierte Zweck jedoch immer auch jener Einsatz von Vermögenswerten, der einer Volkswirtschaft den größten Nutzen bringt? Wie viel Flexibilität lassen Abgabengesetze zu? Wie viel volkswirtschaftliches Verständnis hatte der Gesetzgeber bei der Erlassung der betreffenden Norm?
Ökonomisch betrachtet erfährt das Allgemeinwohl durch Korruption einen Schaden; ist der definierte Zweck soziale Umverteilung, erfährt das Individuum einen Schaden, weil es nicht in den Genuss dieser Umverteilung kommt. Grundsätzlich glaubt man, dass jede Form der Korruption volkswirtschaftlich entwicklungsschädlich ist. Die Beispiele Fernostasiens zeigen jedoch, dass die gesetzeswidrige Widmung von Vermögenswerten volkswirtschaftlich vorteilhafte Ergebnisse zeitigen kann. Ist hierdurch ein Freibrief für korrupte politische und administrative Entscheidungsträger erstellt? Sind Unternehmer mit ausgeprägtem Finanzverstand, die eine höhere Rendite in einer Bestechungszahlung als in einer gesetzeskonformen Steuerabgabe sehen, vom Vorwurf der Korruptionsleistung freizusprechen?
Folgt man ausschließlich dieser rechtlich-ökonomischen Betrachtungsweise, so ist Korruption als spontanem und effizientem Wirtschaftsakt wirklich etwas abzugewinnen. Es muss aber ein weiterer Faktor einfließen, der für mich ausschlaggebend ist, Korruption radikal abzulehnen: Chancengleichheit. Egal ob man diese mit Pierre Bourdieus Gesellschaftstheorie oder Michael Walzers rechtsphilosophischer Theorie der Spheres of Justice argumentiert, Korruption vermindert Chancengleichheit.
Ich bin zwar der Überzeugung, dass unser Leben von einer unsichtbaren Hand gelenkt wird, die Ungleichheiten oft auszugleichen sucht, jedoch kann diese Kraft, die sich des menschlichen Bewusstseins entzieht, eingefahrene, starre und verdorbene Gesellschaftssysteme nicht gänzlich aushebeln. Es bedarf gesellschaftlicher Ordnungen, die Chancengleichheit fördern. Dies hat Niall Ferguson eindrucksvoll in Civilization dargelegt, wo er die langfristige Entwicklung einer Gesellschaft von sechs killer applications abhängig macht: work ethics, medicine, consumerism, competition, science and democracy. Gesellschaftliche Ordnungen können volkswirtschaftliche Entwicklung fördern. Ohne Zweifel. China ist ein gutes Beispiel dafür. Was ich jedoch in Fergusons Analyse vermisse ist die moralische Ordnung im Individuum. Eine nachhaltige Entwicklung einer Gesellschaft braucht beides, eine gesellschaftliche Ordnung von Außen und eine moralische Ordnung von Innen. Dass es vielen Chinesen – jedoch nicht nur diesen - gerade an dieser moralischen Ordnung mangelt, wurde jüngst in einem Zeit-Artikel gut erfasst.
Wie man diese siebte killer application bezeichnen soll, daran werden sich die Geister spalten. Piety? Morals? Virtue? Integrity? Es ist nicht verwunderlich, dass offensichtlich atheistische Wissenschaftler wie Ferguson diesen ausschließlich im Individuum zu fördernden Aspekt ausblenden, da sie sich mit dem schwammigen Gebiet der Religiosität (im Gegensatz zur Menschheitsgeißel Religion), mit der Psychologie des Gutmenschen und mit Neurobiologie auseinandersetzen müssten. Hierbei auf klare Schlussfolgerungen zu kommen, stellt selbst einen Universalgelehrten wie Ferguson vor offenbar unüberwindbare Hürden. Wahrscheinlich hat er diese Hürde jedoch nicht wahrgenommen, ansonsten wäre sie sicherlich in Civilization angesprochen worden.
Die Lektüre von Daniel Goldmans Büchern Emotional Intelligence und Working with Emotional Intelligence bringen hierzu wichtige Informationen. Mir scheint, dass moralische Konzepte wie Respekt gegenüber dem Mitmenschen, Verantwortung gegenüber meinem Nächsten, egal ob hierarchisch unter- oder übergeordnet, ihre Wurzeln nicht in einer gesellschaftlichen Ordnung haben, so wie wir sie heute als Verfassung eines Staates oder in Form eines Rechtssystems verstehen. Sie sind wohl eher in Familien und Schulen zu suchen, wo man heranwachsende Menschen auf ein Leben in scheinbarer Unabhängigkeit als Erwachsener vorbereitet. Im Folgenden sei daher auch ein Blick auf das chinesische Bildungssystem geworfen, wo man zwar auf science großen Wert legt, aber morals wenn überhaupt nur durch das Lesen von parteipolitisch getrimmten Marxismus Texten gestreift wird. Ebenso muss die Stellung der Familie innerhalb der Gesellschaft genauer betrachtet werden, die als Nukleus des menschlichen Zusammenlebens wichtige Weichen für die Gesellschaft als Ganzes betrachtet stellt. Sowohl Familie wie auch Bildungssystem geben wichtige Rückschlüsse auf die Essenz der Korruption in der chinesischen Gesellschaft.
Transparency International definiert Korruption kurz und prägnant als Missbrauch anvertrauter Macht zum privaten Vorteil. Eine Ausnutzung (öffentlicher) Positionen zum privaten Vorteil ist gemeinwohlwidrig. Lin Yutang war bekannt dafür humorvolle Kritik an chinesischen Beamten zu üben. Although you are an official, you still look like a man ist eine der Bemerkungen, welche er in seinem seit 1932 in Shanghai alle zwei Monate erscheinenden Magazin Analects abdruckte. Er unterschied also zwischen Menschen und Beamten gleichsam als wären es zwei Arten von Wesen nicht von ein und derselben biologischen Gattung. Oder sollte man besser sagen, zwei Wesen unterschiedlicher ökonomischer Gattung?
Nach mehreren Jahren beruflicher Erfahrung sowohl im öffentlichen, halböffentlichen wie auch privaten Bereich, hat bei mir nichts einen größeren Eindruck hinterlassen als die jeweiligen systemimmanenten ökonomischen Unterschiede. Mein erster fixer Arbeitsvertrag machte aus mir im ökonomischen Sinne einen Erwachsenen obwohl ich bereits einige Jahre die gesetzliche Volljährigkeit hinter mir gelassen hatte. Ich war zu einem hohen Grad unabhängig geworden und erkannte, dass mit dem Hinauszögern des Eintritts in das Arbeitsleben durch einen immer länger dauernden Bildungsweg, der junge Mensch in einem wichtigen Aspekt des Erwachsenwerdens zurückbleibt.