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das stahlwerk in flörqi und ich in der fruchtblase

11/19/2000

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einer nicht ablehnen könnenden einladung folgend verbringen s., a. und ich Sonntag im süden von qiqihar, in einer stadt namens Flörqi oder so ähnlich, die noch zum agglomerationsraum, dh zu den wieder und wieder erwaehnten funef millionen, gezaehlt wird, allerdings eine halbe stunde schnellstrasse entfernt liegt.

Die chinesen pflegen eine ausgeprägte megalomania. Alle muss gross, riesig, mega und hyper sein-um im kampf gegen die usa bestehen zu können. Der zwang zur übertreibung scheint sich bereits im unterbewusstsein der bevölkerung festgesetzt zu haben, denn man hyperboliert unentwegt völlig unverhohlen. Mr. Guo präsentierte uns Qiqihar als die dreizehntgrösste stadt Chinas-wahrscheinlich befindet sie sich nicht einmal unter den dreissiggrössten. Ein jeder, Universitätsrektor Chang, die Studenten, alle erklären uns, Qiqihar habe mehr als fünf millionen einwohner. Niemand erwähnt das detail, dass es sich bei Qiqihar um eine Provinz, um einen politischen bezirk handelt, der mehrere Städte einschliesst. Es ist als würde man köln oder düsseldorf  zehn millionen einwohner, den gesamten ruhrpot, zuschreiben.

Der in trippelkonferance abgehaltene vortrag wird ungemütlich durch die fragen eines nationalistischen studenten beendet, der unsere meinung zu seinen feststellungen fordert: Das 21. jahrhundert sei das jahrhundert Chinas. Chinesisch werde die erste weltsprache und rund um den globus gelernt werden. A. reagiert beinahe emotional und erwidert, dass sich die Chinesen nicht als mittelpunkt betrachten sollten, gäbe es doch noch viele andere völker, die das gleiche recht auf anerkennung hätten. Überhaupt sei das erlernen der chinsischen sprache für viele ein unmögliches unterfangen. Der student insistiert nicht weiter auf eine antwort, sondern frägt, ob uns die chinesische küche zusage.

In der pause werden wir von schülern bestürmt, die ein autogramm ergattern wollen, und fordern eine lehrerin auf, uns davon zu befreien. Kaum ist ein schluck wasser getätigt und die letzten dem raum entwichen, wird uns die nächste tranche von mittelschülern vorgesetzt, der wir denselben  vortrag darbieten. Nach drei stunden werden wir entlassen und zum mittelpunkt meines interesses gekarrt: eine dreissigtausend menschen beschäftigende stahlfabrik, in der in hochöfen metall geschmolzen, in formen gegossen und anschliessend bearbeitet wird. Es werden grosseinzelteile für heavy machines, ein  ausdruck, der den Chinesen offensichtlich sehr gefällt, vom rohmaterial bis zum endprodukt erzeugt. Stolz zeigt man uns eine mindestens zehn meter hohe hydraulische presse, die das interieur der halle fünf dominiert. Sie könne 120 tonnen druck erzeugen, und sie wäre -selbstverständlich- die grösste im gesamten asiatischen raum. Im ausgehändigten werbeprospekt werden die bereits durchgeführten kooperationen mit amerikanischen, deutschen, englischen, französischen, japanischen und anderen firmern auf einer weltkarte dargestellt. Man ist stolz.

Wir werden an riesigen drehmaschinen vorbeigeführt auf denen ich erstaunt das symbol der firma skoda erblicke. Mein punkto maschinen ungeschultes auge datiert deren baujahr auf 1960. neueres sollten wir nicht zu gesicht bekommen. Doch selbst in der umgebung der antiquierten gerätschaft verraten uns unsere blind im system erzogenen lehrer, dass man bis vor kurzem diese hallen nicht hätte betreten dürfen. mich erheischt das befinden, ein spion zu sein. A. zeichnet die in den hallen prangenden motivationsspruchbilder auf, filmt das skoda-emblem; die augen der älteren lehrkraft verfolgen ihn unentwegt.

Das summen in den hallen stimmt mich heimelig, ich fühle eine unerklärliche geborgenheit, obwohl ich überzeugt bin, die musik des evolution am stand des letzten jahrhunderts zu vernehmen. Das tiefe, dumpfe brummen, das mehr einem kontinuierlichen hintergrundgeräusch ähnelt, passt so gar nicht zu den mächtigen metallteilen, die vor mir verstreut und unverrückbar lagern, und doch ist dieser bauch der indutrie, in dem der mensch stahl nach seinen bedürfnissen biegt und windet, um schliesslich kalte kinder des fortschritts zu gebären, dem schoss einer fruchtbaren frau gar ähnlich. Ich schwimme in der fruchtblase, durchströmt von der beruhigenden wärme einer zeugerin und lausche dem entstehen meiner nachfahren. Während die nympomanischen schmelztigel glühen, das metall wie butter zerrinnt, in neuem gesicht den gussformen entsteigt, ist der mensch fasziniert im glauben seinem willen gemäss zu handeln, nicht ahnend, dass er die brut seines verderbens züchtet.

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