Es ist nun einige Monate her seitdem ich obigen Essay geschrieben habe. An meinen Gedanken will ich im Großen und Ganzen festhalten. Nur der Absatz "Die Qual der Wahl" will redigiert sein. Nachdem wir den gesamten Schul-Sondierungsprozess durchgemacht haben, ist mir bewusst geworden, dass man als Ausländer eine nur sehr beschränkte Wahl hat. Das Schulsystem Chinas und im speziellen Shanghais ist äusserst elitär. Obwohl mir bewusst ist, dass wir als expat Familie relativ priviligiert sind, habe ich mich im Prozess alles andere als wohl gefühlt. Schulen wir die als non profif organisierte Y.K. Pao geben zwar öffentlich vor, meritokratische Auswahlentscheidungen zu treffen, de facto sind jedoch Beziehungen, Einfluss und zusätzliches Geld notwendig um ein Kind dort unterzubringen. Die in der Stadt als absolutes Eliteinstitut renommierte Song Qing Ling Schule, welche wir aus verschiedenen Gründen nicht im Fokus hatten, ist gar als charity organisiert. Es geht das Gerücht um, dass bei den Elternsprechtagen BMW X5 Fahrer nicht am schuleigenen Parkplatz halten dürfen - hierfür ist mindestens ein Bentley erforderlich. Die Sprosse von celebrities, Politikern und Wirtschaftsmagnaten lernen sich in diesen Gemäuern schon in jungen Jahren kennen.
Um das eigene Kind im lokalen chinesischen Bildungssystem unterzubekommen, muss man ohne Zweifel bereits mit 3 Jahren die Weichen stellen und einen ebenso lokalen Kindergarten aufsuchen. Dort wird spätestens ab der 大班, als den letzten beiden Jahren vor Elementarschuleintritt, Pinyin, Schriftzeichen und Mathematik gepaukt. Ein Kind, welches dies Zeit in einem anderen Curriculum verbracht hat, kann bei den Einstufungsinterviews nicht mithalten und wird, so wie unsere Tochter aussortiert. Für ausländische Kinder oder chinesische, deren Eltern sich gegen eine Teilnahme am chinesischen Bildungssystem entschliessen, bleiben somit nurmehr teure internationale Schulen. Deren Markt wächst ständig, wodurch sie unverschämte Preise verlangen können. Shanghai ist somit zu einem Speerspitzen Beispiel geworden, wie Bildung nicht funktioneren soll, wenn der Markt die Kontrolle übernommen hat.